Christiane Staab MdL

Landwirte stehen vor existenziellen Problemen

Landtagswahlkreis Wiesloch: Christiane Staab MdL und Staatssekretärin Sabine Kurtz MdL im Dialog mit Obst- und Spargelbauern / Heimische Landwirte unterstützen / Lebensmittelsicherheit: Nicht in Abhängigkeit wie bei der Energie schlittern

Baiertal. Auf Initiative der Landtagsabgeordneten Christiane Staab (CDU / Wahlkreis Wiesloch) war vor Kurzem Staatssekretärin Sabine Kurtz MdL (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz) auf dem Obsthof Zuber in Wiesloch-Baiertal vor Ort, um mit Obst- und Spargelbauern aus dem Landtagswahlkreis Wiesloch über ihre aktuelle Situation, über Anliegen, Sorgen und Nöte zu sprechen.

 

Mit dabei waren unter anderem Jochen und Jürgen Zuber (Obsthof Zuber, Baiertal), Daniel Gefäller (Obsthof, Baiertal), Jochen Filsinger (Obsthof, Baiertal), Frank Beifuss (Windhof, Dielheim), Roland Hermes (Spargelhof, St. Leon-Rot), Erwin Peter Albert (Albertushof, St. Leon-Rot), Michael Rösch (Obsthof, Malsch), Peter Köllner (Spargel- und Kartoffelhof, Sandhausen) und Lars Krüger (Straußenhof, Walldorf).

Ferner nahmen Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann, Baiertals Ortsvorsteher Michael Glaser, Baiertals CDU-Vorsitzender Werner Schubert, Walldorfs CDU-Vorsitzender Dr. Clemens Kriesel und Barbara Dortants (Rouvenhof, Schatthausen) teil.

Jochen Zuber, der gemeinsam mit seinem Vater Jürgen den Obsthof Zuber in Baiertal betreibt, schilderte den beiden CDU-Politikerinnen die aktuelle Lage: „Wir bewirtschaften als Kern- und Steinobstbetrieb rund 16 ha Obstfläche. Wir stehen vor immer neuen Problemen und vor allen Dingen vor einer Perspektivlosigkeit. Seit 4 Monaten bin ich Vater einer Tochter, da macht man sich dann noch mehr Gedanken.“

Zuber weiter: „Es müssen sich einige Sachen ändern, ansonsten wird es die Landwirtschaft in diesem Maße, wie wir sie jetzt noch antreffen, wahrscheinlich nicht mehr lange geben. Davon sind viele Familien betroffen, viele leben davon als Vollerwerb. Es ist nicht einfach, das alles aufzugeben, denn wir sind alle mit Herzblut dabei. Wir haben jedes Jahr steigende Produktionskosten, das jetzt noch verbunden mit der Inflation und der aufgrund des Krieges aktuellen Energiekrise – das ist kaum zu stemmen.“

Hinzu komme, dass man auf dem Obsthof Zuber noch relativ viel in Handarbeit erledige. Zuber: „Das heißt, dass wir relativ viele Saisonarbeitskräfte haben. Hier schlägt dann jede Erhöhung des Mindestlohnes zu. Zudem gibt es einen extremen Preisdruck, was Handel und Markt betrifft. Wir haben in Deutschland viele gute Produkte, aber wir können nicht zu den Bedingungen produzieren wie ausländische Betriebe, dort ist es eben viel günstiger, da können wir nicht mithalten.“ EU-weit habe es in diesem Jahr einen Überschuss von zwölf Millionen Tonnen Äpfeln gegeben, in Deutschland lag der Überschuss bei einer Million. Hinzu kämen die klimatischen Veränderungen, so der junge Obstbaumeister: „Wir hatten ein sehr trockenes Jahr und enorme Sonnenbrandschäden.“

Zuber: „Wir sind zudem vom Handel abhängig und haben quasi keinerlei Einfluss auf die Preise für unsere Produkte. Manchmal bekommen wir Preise, da sind wir mit unsere Produktionskosten bereits drüber. Da braucht macht nicht lange rechnen, wenden und drehen, da weiß man sofort, dass das unter dem Strich nicht funktioniert. Mit unserem kleinen Hofladen können wir noch ein bisschen ausgleichen.“

Wie alle weiteren Diskussionsteilnehmer forderte Zuber, dass sich an den Preisen etwas ändern müsse, „dass die heimische Landwirtschaft sowie die regionalen Produkte gestärkt werden müssen. „Wir haben diese Entwicklung nicht erst in diesem Jahr, das war ein schleichender Prozess. Aber in diesem Jahr kommt alles zusammen. Hinzu kommt aktuell auch eine extreme Kaufzurückhaltung. Wir sind froh, dass der heutige Termin stattfindet, damit wir das mal vortragen können, wo der Schuh drückt. Und vieles ist in der Theorie immer leicht gesagt, aber in der Praxis dann eben doch anders.“ Auch die weiteren Teilnehmer informierten ausführlich über ihre jeweilige Situation.

Jochen Filsinger vom Obsthof Filsinger brachte es bezüglich des Mindestlohnes auf den Punkt: „Wenn ein Saisonarbeiter mehr verdient als der Bauer selbst, dann läuft etwas schief.“ Barbara Dortants (Rouvenhof, Schatthausen) thematisierte ferner, dass seitens der EU beabsichtigt werde, dass in Schutzgebieten kein Pflanzenschutz mehr eingesetzt werden dürfe: „80 Prozent unserer Flächen liegen im Landschaftsschutzgebiet. Es kann nicht sein, dass mit solchen Regelungen unsere Nahversorgung zerstört wird.“

Für Lars Krüger vom Straußenhof in Walldorf ist es nicht in Ordnung, dass „man mit dem Anlegen von Blühwiesen mehr Geld verdient als mit der Lebensmittelproduktion“. Einig waren sich die Landwirte, dass der Endverbraucher weniger auf Qualitätssiegel und Regionalität schaue, sondern insbesondere – aktuell ganz besonders – auf den Preis.

„Die Probleme, die Sie angesprochen haben, kann niemand wegreden“, so Kurtz und Staab, die sich beide für die Landwirte einsetzen.

Bezüglich des Themas „Mindestlohn“ sagte Kurtz, dass dies Sache der Bundesregierung sei. Der jetzige Bundeskanzler Olaf Scholz habe auch mit diesem Thema die Bundestagswahl gewonnen, dies sei eines seiner zentralen Themen gewesen. Die Landwirte würden dies jetzt spüren. Ziel müsse sein, hier zu einer speziellen Regelung für Saisonarbeitskräfte zu kommen.

Staab abschließend: „Es ist wichtig, immer wieder auch die Öffentlichkeit für die berechtigten Anliegen der Landwirtschaft zu sensibilisieren. Klar ist: Beim Essen darf es keine `Geiz-ist-geil-Mentalität´ geben. Das müssen wir deutlich machen. Wenn wir das nicht hinbekommen, dann werden wir irgendwann kein heimisches Essen mehr haben.“

Mit Blick auf die Lebensmittelsicherheit die Parlamentarierin weiter: „Ich will nicht davon abhängig sein, dass irgendein Land uns Getreide liefert, Gemüse, Fleisch oder Äpfel liefert und dann die Preise diktiert oder die Lieferung einfach einstellt.“ Man dürfe nicht wie jetzt bei der Energie in eine weitere Abhängigkeit schlittern. (Text/Fotos: Matthias Busse)

(Gruppenfoto: Dr. Clemens Kriesel)