Christiane Staab MdL

Die deutsche Landwirtschaft darf nicht „gegängelt“ werden

Geplante EU-Verordnung würde Totalverbot für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln darstellen – Dielheim: Moritz Oppelt MdB und Christiane Staab MdL im Austausch mit dem Kreisbauernverband

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Dielheim. 5.000 ha Ackerfläche von rund 1.100 Landwirten im Gebiet des Kreisbauernverbandes Rhein-Neckar e. V. liegen in Natura 2000-Gebieten. Natura 2000 ist ein zusammenhängendes Netz von Vogelschutz- oder Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH-Gebiete) innerhalb der Europäischen Union. Ziel ist der Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen und Tiere. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in solchen Gebieten ist bereits jetzt auf ein notwendiges Maß beschränkt. Die EU-Kommission plant nun mit dem Verordnungsentwurf zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmittel (SUR – Sustainable Use Regulation) ein Totalverbot für den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten.

„Dieses Totalverbot stellt für unsere heimischen Landwirte einen tiefen Einschnitt in die Bewirtschaftung dar“, so Rolf Berger, Kreisgeschäftsführer des Kreisbauernverbandes Rhein-Neckar e. V., der gemeinsam mit Manfred Sommer, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, sowie Heinz und Frank Beifuss, die Landtagsabgeordnete Christiane Staab und den Bundestagsabgeordneten Moritz Oppelt (beide CDU) auf dem Windhof der Familie Beifuss in Dielheim zu einem Gespräch begrüßen durfte. Berger: „Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz des Landes haben wir schon in den Naturschutzgebieten Einschränkungen hinnehmen müssen, aber die EU möchte uns noch weiter einschränken.“

Ein Totalverbot sieht Manfred Sommer (Sommerhof Unterhof) höchst problematisch: „Pflanzenschutzmittel machen bei den Produktionskosten den größten Teil aus. Warum sollten wir diese übermäßig einsetzen? Wir können doch nicht ernsthaft wollen, dass wir über kurz oder lang alle Lebensmittel, die unter fragwürdigsten Bedingungen im europäischen Ausland hergestellt wurden, importiert werden, nur weil wir die Mittel, die unser Ernteprodukt gesund halten, nicht mehr einsetzen dürfen.“

Die Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln in Deutschland sei rückläufig, so Berger. „Der intensive Gemüse- und Obstanbau, der viel Handarbeit erfordert, ist bei uns eingebrochen“, führt er weiter aus. Bei Fleisch sei diese Entwicklung ähnlich, so Sommer. Dafür würden in Spanien, dem größten Schweinefleischexporteur der Welt, sogenannte „Megafarmen“ betrieben, bei denen die Tiere unter schrecklichen Bedingungen gezüchtet werden würden, berichtete er weiter.

Oppelt dazu: „Die Tierzüchter in Deutschland können sich an noch so viele Regelungen halten, das ändert an den Produktionszuständen der Billigfleisch-Lieferanten im Ausland leider gar nichts. Es ist eher so: Je mehr Betriebe aufgegeben werden, weil man durch die vielen Vorgaben keinen Gewinn mehr macht, desto mehr ‚Megafarmen‘ wird es geben.“

„Wir müssen in der Lage sein uns in Baden-Württemberg und in Deutschland selbst zu ernähren und sollten nicht auf Importe angewiesen sein“, so die beiden Abgeordneten Staab und Oppelt. „Wir brauchen in Baden-Württemberg die Wirtschaft und die Landwirte, und wir müssen die Menschen dafür sensibilisieren, was unsere Landwirte leisten: Sie produzieren regionale Nahrungs- und Lebensmittel,“ so Staab.

Gerade die Krisen der letzten Jahre hätten doch die Notwendigkeit von Autarkie auf allen Ebenen bewiesen, war man sich einig: „Wir dürfen uns nicht vom Ausland abhängig machen, indem wir hier die Landwirtschaft durch Auflagen und bürokratische Hürden gängeln, so dass in Deutschland keiner mehr diesen Beruf ergreifen möchte.“

Der abschließende Dank der beiden Parlamentarier galt Rolf Berger und Manfred Sommer für den wichtigen Austausch sowie Familie Beifuss für die Gastfreundschaft. Beide versprachen das Thema nochmal an den jeweiligen Stellen ihrer Fraktion anzubringen.